2.000 Meter Stufen: eine ganz besondere Treppensanierung – mit Expertenhilfe aus Bickenbach

05.08.2021

Vierzehn Jahre nach der Eröffnung wurde am Kongresszentrum in Dresden die zum Eingang führende 59 Meter breite Freitreppe saniert. Die Arbeiten waren eine große Herausforderung für alle Beteiligten – erst recht im Hitzesommer 2018. Beteiligt war auch die Firma Gutjahr aus Bickenbach/Bergstraße. Ihr Drainagesystem ermöglichte einen gleichmäßigen Aufbau der Stufen und sorgt nun für eine zuverlässige Entwässerung der Freitreppe.

Es ist ein beeindruckendes Gebäude, das 2004 in Dresden eröffnet wurde: Das Internationale Congress Center Dresden (ICD), direkt am südlichen Elbufer gelegen, ist Teil des Gebäudeensembles „Neue Terrasse“, zu dem außerdem der Sächsische Landtag und der Erlweinspeicher gehören. In dem renovierten Speicher befindet sich heute ein Maritim-Hotel, das auch das Congress Center betreibt. Dieses bietet auf vier Ebenen Platz für über 6.000 Veranstaltungsteilnehmer.

Auf der Südseite des Gebäudes führt eine breite Freitreppe zum Eingang und auf die langsam ansteigende Terrasse des Kongresszentrums. Die Ausmaße der Treppe sind gewaltig: gut 59 Meter breit und insgesamt mehr als 2.000 laufende Meter Stufenkante; dazu ein 96 Quadratmeter großes Zwischenpodest.

Treppe bis auf die Rohkonstruktion abgetragen 
Im Zuge der Sanierung sollten ursprünglich nur die defekten Muschelkalkplatten gegen Platten aus Betonwerkstein ausgetauscht werden. Nach einer eingehenden Untersuchung durch das Dresdner Ingenieurbüro von Haebler stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht ausreichen würde. Die Experten stellten fest, dass die Schäden bis weit in den Untergrund reichten und die Hälfte der Treppe beschädigt war. Das Ingenieurbüro und der Bauherr, die städtische Objektgesellschaft Kongresszentrum Neue Terrasse Dresden mbH, entschieden deshalb, die Treppe auf der gesamten Fläche bis auf die Rohkonstruktion abzutragen und eine neue Unterkonstruktion zu schaffen. 

Eine besondere Herausforderung war auch die Entwässerung der Freitreppe. „Bei einer solch großen Treppe muss das Wasser über eine Drainageebene abgeführt werden. Ein normaler Drainmörtel lässt solche Mengen Wasser nicht mehr durch“, erklärt Bauingenieur von Haebler.

Hilfe aus Bickenbach
Hier kam die Firma Gutjahr aus dem südhessischen Bickenbach ins Spiel, die seit 30 Jahren Komplettlösungen für die sichere Entwässerung von Belägen im Außen- und Innenbereich entwickelt. Das Ingenieurbüro aus Dresden nahm Kontakt zu Pier Petzinger auf, Leiter der Anwendungstechnik beim Entwässerungsspezialisten Gutjahr. Die Experten waren sich einig, dass Drainmörtel allein die Treppe nicht vor neuen Schäden schützen würde. Sie entschieden deshalb, über einem dünnschichtigen Drainmörtel das Stufendrainagesystems AquaDrain SD von Gutjahr einzusetzen. Auf dem 96 Quadratmeter großen Zwischenpodest sollte die Flächendrainage AquaDrain EK verlegt werden. Nach einem Treffen mit den beauftragten Steinmetz-Unternehmen und einer Probeöffnung der Treppe beschlossen man, das Projekt gemeinsam anzugehen.

Nach dem Rückbau der alten Treppe bis auf die Rohkonstruktion konnte im Juli 2018 ein gemischtes Team aus zwei Steinmetz-Betrieben aus Dresden und Seibersbach im Hunsrück mit dem Auftragen der Ausgleichsschichten und den Verlegearbeiten beginnen. Der unebene Untergrund der Treppe beanspruchte nicht nur viel Zeit, sondern auch große Mengen an Material. „Teilweise mussten wir extrem viel aufspachteln, an anderen Stellen dagegen Beton abtragen, weil die aufgetragene Drainmörtelschicht sonst nicht gereicht hätte.“ Ein Vermessungsbüro markierte mehrere Tausend Messpunkte. Daraus wurde der bestmögliche Mittelweg zwischen Abtragen der Treppe und Aufspachteln des Mörtels ermittelt.

Verbaut: 2.000 Stufendrainagen und 58 Tonnen Drainmörtel
Bis Ende Oktober 2018 waren in Spitzenzeiten acht bis zehn Verarbeiter auf der Baustelle beschäftigt. Denn der Umfang der Arbeiten auf der Baustelle war gewaltig. Verarbeitet wurde die stolze Menge von 58 Tonnen Drainmörtel der Firma Gutjahr, der vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag nonstop im Zwangsmischer angerührt wurde – teilweise bis sich die Mörtelkübel des Mischers unter der mechanischen Belastung auflösten, erinnert sich Bauingenieur von Haebler. Dazu verbauten die Handwerksunternehmen über 2.000 Stufendrainagesysteme von Gutjahr. 

Mithilfe einer zuvor eigens erprobten Sonderkonstruktion wurde unter der Treppe außerdem eine neue Elektroheizung eingebaut. Die Heizungsschleifen liegen jetzt auf einer Gittermatte und werden ganz vom Drainmörtel umschlossen, damit sie nicht durchbrennen können.

Hitzesommer 2018: Arbeiten bei 40 Grad
Die größte Herausforderung für alle Beteiligten war jedoch die enorme Hitze im Sommer 2018. „Es war ja fast ein Jahrhundertsommer. Vom Beginn der Arbeiten Anfang Juli bis zur witterungsbedingten Unterbrechung Ende Oktober gab es nur drei oder vier Regentage. Wir standen oft von 7 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags bei 40 Grad in der Sonne“, erinnert sich der Steinmetzmeister Hans-Jörg Schitthof aus Seibersbach im Hunsrück. Um wenigstens etwas Frischluft zu bekommen, ließ er eine Beschattung aufbauen und große Ventilatoren aufstellen. 

Abnahme ohne Beanstandungen
Im folgenden Winter wurden die Arbeiten unterbrochen, von Ende März bis Mitte April 2019 konnten sie schließlich erfolgreich abgeschlossen werden. Das Ergebnis ist eine perfekt sanierte, mit dem Drainagesystem aus Bickenbach sicher entwässernde und im Winter beheizte Betonwerkstein-Freitreppe, die die Besucher zum Kongresszentrum führt – und der man die Herausforderungen während der Sanierungsarbeiten nicht mehr ansieht.

Bauingenieur von Haebler und Steinmetzmeister Schitthof sind auch zwei Jahre nach Abschluss der Arbeiten noch in Kontakt. Schließlich war es keine Treppensanierung wie jede andere. Nur eine Frage ist bei Hans-Jörg Schitthof offengeblieben: „Wir kennen alle keine größere Treppe in Deutschland. Nur ob es wirklich die größte hierzulande ist, haben wir noch nicht herausgefunden.“